Am 25. Oktober 2021 ist in Kärnten Equal Pay Day. Ab diesem Tag arbeiten Kärntnerinnen statistisch gesehen bis Jahresende gratis. Umgekehrt haben Männer zu diesem Zeitpunkt das Jahreseinkommen der Frauen erreicht. Der diesjährige Gender Pay Gap, der geschlechtsspezifische Einkommensunterschied, liegt in Kärnten bei 18,6 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Lücke in Kärnten um 0,4 Prozentpunkte verringert. Am kleinsten ist die Einkommensschere mit 12,8 Prozent in Wien, am größten ist sie in Vorarlberg (26,2 Prozent). SPÖ Kärnten Frauen Vorsitzende Ana Blatnik, Künstlerin Tanja Prušnik und SPÖ Kärnten Landesgeschäftsführer Andreas Sucher machten heute, Freitag, im Rahmen einer Pressekonferenz auf diese – weiterhin ignorierte – Ungerechtigkeit aufmerksam.
„Die Benachteiligung von Frauen ist kein Naturgesetz sondern lediglich eine Tradition – und wer gestern die Diskussion im Kärntner Landtag zum Tätigkeitsbericht des Referates für Frauen und Gleichberechtigung mitverfolgt hat muss sich einfach fragen – werden wir wirklich ernst genommen? Egal, wie man es dreht und wendet, welche Argumente „von vorgestern“ auch bemüht werden – Frauen bekommen schlicht aufgrund ihres Geschlechts weniger für ihre Arbeit bezahlt. Die Lohnschere wird ab 30 immer größer, egal ob die Frau ein Kind hat oder nicht. Das wirkt sich auch auf ihre Pension, ihr Arbeitslosengeld aus. Und die Schere schließt sich nur langsam: Zwischen 1997 und 2018 hat der Gender Pay Gap von 38,3 auf 36,7 Prozent abgenommen. Wenn wir in dem Tempo weitermachen, erreichen wir 2485 Einkommensgerechtigkeit“,
so Ana Blatnik.
„Frauenpolitik ist Gesellschaftspolitik und jeder und jede ist dafür mitverantwortlich. Deshalb fordere ich ganz selbstbewusst und energisch – es liegt in unserer Händen: Löhne hinauf, ganzjährig leistbare Kinderbetreuung – jetzt! Fangen wir heute damit an Chancengerechtigkeit zu schaffen“,
so Blatnik weiter.
Damit sich Beruf und Familie vereinbaren lassen. Damit Integration gelingen kann. Damit das volle Potenzial unserer Kinder bereits frühestmöglich gefördert wird. Dieses Ziel erreichen wir durch den Rechtsanspruch auf Ganztags-Kinderbetreuung ab dem vollendeten 1. Lebensjahr, selbstverständlich freiwillig und ohne Zwang – so zitierte SPÖ Kärnten Landesgeschäftsführer Andreas aus dem Plan A, damals von Christian Kern präsentiert. Ab 2020 sollte es für jedes Kind einen Rechtsanspruch für ganztägige Betreuung ab dem 1. Lebensjahr geben. Dass es das heute nicht gibt, liegt an den Machtbestrebungen Sebastian Kurz.
„1,2 Milliarden Euro hatte die Kern/Mitterlehner-Regierung für diesen Ausbau eingeplant. Im aktuellen türkis-grünen Budget dagegen sind keine zusätzlichen Mittel für den Ausbau der Kinderbetreuung vorgesehen. Als Sozialdemokrat*innen machen wir nun auf Bundes- wie Landesebene Druck auf die Regierung, die Kinderbetreuung endlich auszubauen. In ganz Österreich soll es für jedes Kind einen Rechtsanspruch auf kostenlose Ganztagsbetreuung geben“,
fordert Sucher.
„Und wenn sich die Christlich-Soziale Partei Österreichs dann erinnert, welche staatsragende Kraft sie einmal war, wird sie gar nicht anders können als diesen Resolutionen zuzustimmen. Unserer Ziele sind letztlich gar nicht so weit voneinander entfernt. Wenn Sie mir nicht glauben, dann vielleicht Dominik Santner, von der Jungen Industrie Steiermark, der sagt: Der Mangel an Betreuungsinfrastruktur hält exzellent ausgebildete junge Eltern, vorwiegend Frauen, vom Arbeitsmarkt fern oder zwingt sie in lange Elternteilzeiten. Gender Pay Gap, Altersarmut und massive Pensionseinschnitte sind finanzielle und karrieretechnische Spätfolgen,“
zitiert Sucher.
Gerade als Politiker*innen, müsse immer wieder die andere Perspektive gesucht werden, die Außensicht, das kritische Hinterfragen der eigenen Selbstgewissheit. Ansonsten so Sucher, machen wir nicht Politik für morgen sondern nur für den Moment, der in diesem Zusammenhang auch auf das vom Renner-Institut Kärnten organisierte Diskussionsform „Social MonTalk“ verwies.
„Seit Mittwoch ist in den Räumen der SPÖ Kärnten die Ausstellung .femme zu sehen und ich freue mich sehr, dass sich die Künstlerin Tanja Prušnik auch heute die Zeit nimmt, uns ihr Werk näher zu bringen, dass sich ebenfalls mit patriarchalen Strukturen auseinandersetzt“, so Sucher.
Die Idee zur Einzelpräsentation der Künstlerin Tanja Prušnik entstand im Zeichen des Internationalen Frauentages im März – musste aber auf Grund von Corona laufend verschoben werden. Sie zeigt eine aktuelle Serie performativer Selbstfotografien der Künstlerin, die sich mit intimen, eindrücklichen patriarchalen Spielformen und Gesten im Kunstbetrieb einer künstlerisch-feministischen Versuchsanordnung unterziehen. Neben den Fotoarbeiten sind weitere Werke der Künstlerin zu sehen.
„Kunst kann ein Beitrag zu kulturpolitischen Thema sein und nicht nur ein Verkaufsprodukt. Als Künstlerin steht man aber sehr oft vor der schwierigen Frage nach dem Wert der Arbeit. Was in der Ausstellung, als Produkt zu sehen ist, bildet ja nicht den ganzen Entstehungsprozess ab. Als Künstlerin hat man keinen Kollektivvertrag, keinen Fixlohn, keine festen Arbeitszeiten – deshalb wäre auch in der Kunst dringend „Fair Pay“ notwendig“,
so Prušnik, die auch anmerkt, dass Fragestellungen wie: „Warum ist diese Arbeit so teuer?“, eher Fragen seien, die Künstlerinnen gestellt werden, als Künstler.
Die Ausstellung .femme ist noch bis zum 15.12.2021 in der SPÖ Kärnten Landesorganisation, Lidmanskygasse 15, 9020 Klagenfurt, kostenlos zu besichtigen.