Gastkommentar von David Steiner (Themeninitiative Umwelt und Nachhaltigkeit)
Kärnten steht am Scheideweg. Die Frage nach der Nutzung erneuerbarer Energiequellen ist drängender denn je. Während sich die Auswirkungen des Klimawandels immer deutlicher zeigen – von Hochwassern bis zu Hitzewellen – diskutieren wir, ob Windräder „schön genug“ für unsere Landschaft sind. Doch ist Ästhetik das Kriterium, nach dem wir über unsere Energiezukunft entscheiden wollen?
Kärntens Potenzial und Herausforderungen
Kärnten ist Vorreiter bei erneuerbaren Energien, deckt derzeit den Großteil seines Strombedarfs aus Wasserkraft und anderen nachhaltigen Quellen. Doch die Herausforderungen wachsen: Der Strombedarf steigt, und die Abhängigkeit von fossilen Energien auf nationaler Ebene bleibt hoch. Windkraft bietet hier eine essenzielle Ergänzung, um die Energieversorgung zu sichern. Trotzdem stehen Projekte wie jene auf der Saualpe vor Widerständen. Eine Sichtbarkeitsverordnung, die Windräder im Umkreis von 25 Kilometern unsichtbar machen soll, sowie ablehnende Gemeinderatsbeschlüsse zeigen: Es fehlt an einer langfristigen Vision und Entschlossenheit. Dabei erfüllen nur 10 % der Kärntner Gemeinden überhaupt die Voraussetzungen für Windkraftanlagen – eine vertane Chance. 1
Eine nachhaltige und stabile Energieversorgung ist nicht nur für die Bürger essenziell, sondern auch für die Wirtschaft. Der steigende Energiebedarf – insbesondere durch die zunehmende Elektrifizierung und den Ausbau energieintensiver Branchen – zeigt, dass mehr erneuerbare Energiequellen unabdingbar sind. Ohne zusätzlichen Ausbau von Windkraft- und anderen nachhaltigen Anlagen droht Kärnten, im Standortwettbewerb zurückzufallen. Vorläufige Analysen deuten darauf hin, dass die Energieversorgungskapazitäten in Kärnten signifikant steigen müssen, um sowohl die Nachfrage zu decken als auch Investitionen in die Region zu sichern. Ein stockender Ausbau könnte den Standort für Unternehmen unattraktiv machen und somit Arbeitsplätze gefährden. 2
Die Kosten des Nichtstuns
Wenn wir heute nicht handeln, zahlen wir morgen einen hohen Preis – und zwar alle. Die Österreichische Hagelversicherung 3 schätzt, dass Klimaschäden allein in der Landwirtschaft Österreich jährlich 1,2 Milliarden Euro kosten. Kärnten ist durch Hochwasser, Stürme und Dürren besonders betroffen. Wird der Klimawandel nicht eingedämmt, könnten sich diese Schäden bis 2050 verdoppeln. Die Kosten für die Infrastruktur, wie den Hochwasserschutz, werden dazu weiter explodieren. 4
Hinzu kommen steigende Energiekosten: Ohne Maßnahmen wie die Strompreisbremse müssten Haushalte bis zu 500 Euro jährlich mehr zahlen. Diese Maßnahme der Bundesregierung deckt derzeit einen Basisverbrauch ab, doch sobald sie ausläuft (Anmerkung: gilt bis 31.12.2024)5, werden viele Haushalte mit erheblichen Mehrkosten konfrontiert sein. Das zeigt: Die Abhängigkeit von fossilen Energien belastet nicht nur das Klima, sondern auch die Geldbörsen der Menschen. Mit jeder neuen Anlage zur Gewinnung von Windenergie könnte dieser Betrag gesenkt werden – was Familien und Unternehmen massiv entlasten würde. 5
Mut zur Veränderung
Kosmetische Argumente dürfen bei Zukunftsentscheidungen daher keine Rolle spielen. Politik bedeutet, das Beste für das Volk zu tun – auch wenn Entscheidungen unbequem sind. Sich hinter Fragestellungen wie „zum Schutz der Natur“ zu verstecken, ist ein Zeichen von Schwäche. Windräder sind Teil der Lösung, nicht des Problems. Ihre Bauweise schützt Klima und Lebensgrundlagen zukünftiger Generationen.
Kärnten hat in den letzten Jahrzehnten unter SPÖ Führung bereits bewiesen, dass es sich der Bedeutung erneuerbarer Energien bewusst ist – insbesondere durch den Ausbau der Wasserkraft und die Förderung von Photovoltaik und Biomasse. Diese Errungenschaften sind das Ergebnis einer vorausschauenden und mutigen Politik, die darauf abzielt, die Lebensqualität der Menschen langfristig zu sichern. Es ist genau diese visionäre Sichtweise, die es auch bei der Nutzung der Windenergie braucht: eine Politik, die den Puls der Zeit spürt und nicht davor zurückschreckt, die richtigen Entscheidungen zu treffen, selbst wenn sie kontrovers diskutiert werden. Die Windkraft ist nicht nur eine Möglichkeit, den steigenden Energiebedarf zu decken, sondern auch ein Symbol dafür, dass Kärnten bereit ist, Verantwortung zu übernehmen – für die Region, für Österreich und für den globalen Klimaschutz.
Der Klimawandel macht vor keiner Landschaft Halt. Wenn wir heute nicht mutig in erneuerbare Energien investieren, wird uns die Natur morgen mit voller Härte treffen. Windkraftanlagen mögen in den Augen mancher „schiach“ sein, aber sie sind eine der effizientesten und nachhaltigsten Energiequellen. Die Schönheit einer Landschaft wird bedeutungslos, wenn wir ihre Lebensgrundlagen zerstören.
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