Liebe Kärntnerinnen und Kärntner, geschätzte Leserinnen und Leser.
Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten hat viele von uns überrascht und bei einigen auch Besorgnis ausgelöst, auch bei mir.
Die USA sind für Europa seit langem ein unverzichtbarer Partner in Fragen der Sicherheit, Wirtschaft und internationalen Zusammenarbeit. Auch für Kärnten zählen die USA zu den wichtigsten Handelspartnern. Viele Kärntner Unternehmen exportieren in die USA und sichern damit tausende Arbeitsplätze. Doch mit einer Führung unter Trump, der auf starke Rhetorik, unnachgiebige Positionen, Eigennutz und Symbolik setzt, ergeben sich Herausforderungen, die auch uns in Kärnten betreffen können.
Die Folgen für Europa und Kärnten
In einer global vernetzten Welt bleiben nationale Entscheidungen selten ohne Auswirkungen auf andere Regionen. Europa, und insbesondere kleine Regionen wie Kärnten, sind auf eine stabile Weltwirtschaft angewiesen. Ein protektionistischer Kurs der USA mit ua Einfuhrverboten und oder hohen Zöllen auf Produkte unserer Unternehmen kann Handel und Wirtschaft belasten – das spüren letztlich auch die heimischen Betriebe und hat unmittelbare Auswirkungen auf unsere Arbeitsplätze. Klimapolitische Rückschritte in den USA könnten zudem globale Initiativen gegen den Klimawandel schwächen, die für unsere Umwelt und Gesundheit und vor allem die unserer Kinder und nachkommender Generationen so wichtig sind.
Die Sorge vor zunehmendem Populismus
Trumps Sieg verdeutlicht den Erfolg populistischer Kräfte, die häufig mit vermeintlich einfachen Antworten und schnellen Lösungen auftreten. Auch in Europa sehen wir zunehmend politische Bewegungen, die auf Emotionen statt auf Fakten setzen und Ängste schüren – Stichwort Festung Österreich. Solche Entwicklungen bedrohen die demokratischen Werte, die unsere Gesellschaft zusammenhalten. In Kärnten, in Österreich und auch in Europa ist es wichtig, dass wir wachsam bleiben und die demokratischen Grundwerte verteidigen – durch klare Haltung und sachliche Diskussionen. Und durch eine – ja, man muss es unumwunden zugeben – deutlich stärkere Unabhängigkeit. Egal, ob im Bereich der Schutz- und Verteidigungspolitik, im Bereich der Energie oder in wesentlichen Produktionsbereichen – Europa muss seine Geschicke deutlich stärker in die eigene Hand nehmen. Dazu müssen die Mitgliedsstaaten noch deutlich stärker zusammenarbeiten, muss deutlich mehr auf das Gemein- oder besser das Gesamtwohl geschaut werden und dürfen nicht aus reiner politischer Machtgier Nationalismen und nationalstaatliche Egoismen im Mittelpunkt stehen. Europas Stärke erwächst aus dem Zusammenhalt und der Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten. Populistischer Egoismus schwächt Europa, er schwächt jeden einzelnen Mitgliedsstaat und jede einzelne Region wie Kärnten.
Ein gefährliches Empathie-Defizit
Genauso alarmierend wie die populistischen Tendenzen ist das, was ich als „Empathie-Defizit“ bezeichne. Immer mehr Menschen – und auch manche politische Anführer – scheinen ihre Politik nach Eigeninteressen auszurichten, ohne die Bedürfnisse anderer zu berücksichtigen. Die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen und gemeinsame Lösungen zu finden, wird dabei vernachlässigt. Empathie ist jedoch das Fundament einer Gesellschaft, die auf Solidarität und sozialem Zusammenhalt aufbaut. Wir dürfen nicht vergessen, dass es das Einfühlungsvermögen, die Fähigkeit sich in sein gegenüber hineinversetzen zu können ist, das eine starke, gerechte und lebenswerte Gemeinschaft erst möglich macht.
Mein Appell an die Kärntnerinnen und Kärntner
Die kommenden Jahre werden entscheidend sein. Lassen Sie uns gemeinsam für eine Gesellschaft einstehen, die auf Offenheit und Miteinander setzt. Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht von populistischen Parolen und den Verlockungen schneller Schein-Antworten täuschen lassen. Unser Weg ist einer des Zusammenhalts, der Lösungen für alle Menschen – nicht nur für wenige – sucht.
Liebe Kärntnerinnen und Kärntner, liebe Leserinnen und Leser, ich bin fest davon überzeugt: Wenn wir uns auf unsere Werte besinnen und Empathie sowie Vernunft den Raum geben, den sie verdienen, werden wir alle gestärkt aus dieser Zeit hervorgehen.
Herzlichst,
Euer Peter Kaiser