Kärnten forciert Gleichstellung in sämtlichen Bereichen

LPD Kärnten/Wajand
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Mit Jahresbeginn startete das EU-kofinanzierte Projekt „FEM – Frauen entfalten Möglichkeiten“, eine Initiative der Kärntner Volkshochschulen (VHS). Ziel ist es, sozial, regional und/oder bildungsmäßig benachteiligten Frauen einen verbesserten Zugang zu Bildungs-, Qualifizierungs- und Beratungsangeboten bereitzustellen. „Dabei sollen Schlüsselqualifikationen und fachliche Kompetenzen verbessert, ihr Selbstwert gestärkt und der Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt, der Weg aus prekären Arbeitsverhältnissen bzw. eine berufliche Veränderung auch auf Basis einer Höherqualifizierung ermöglicht werden“, so Landeshauptmann Peter Kaiser und Landesrätin Sara Schaar im Rahmen einer Pressekonferenz im Beisein von VHS-Geschäftsführerin Beate Gfrerer, AMS-Landesgeschäftsführer Peter Wedenig und Peter Stoppacher (IFA Steiermark).

„Vergleichbare Programme wie Arbeitsstiftungen belegen den nachhaltigen Erfolg, die Vermittlungsquote liegt bei über 80 Prozent.“ (Beate Gfrerer)

FEM-Initiative bringt EU-Mittel nach Kärnten

Die VHS als kärntenweite Marktführerin bei Angeboten zu Chancengleichheit wickelt FEM mit ihrer langjährigen Expertise und ihrem starken Netzwerk kompetent ab. „Aktuell betreuen wir 66 Kärntnerinnen. Eine Universallösung gibt es nicht, treffsichere Frauenförderung muss individuell gestaltet sein. Vergleichbare Programme wie Arbeitsstiftungen belegen den nachhaltigen Erfolg, die Vermittlungsquote liegt bei über 80 Prozent,“ bringt es Beate Gfrerer, Geschäftsführerin der Kärntner Volkshochschulen, auf den Punkt und erklärt: „Unser ganzheitliches Angebot beginnt bei der Klärung der Grundbedürfnisse, wie der Stabilisierung der finanziellen und Wohn-Situation sowie Kinderbetreuungsmöglichkeiten, und führt über Beratung sowie persönliches Coaching zu modularen, flexiblen Lernpaketen. Neben den fachlichen Qualifikationen stehen soziale Fähigkeiten und die Stärkung des Selbstwertgefühls im Fokus. Ziel ist es, Frauen aus der Arbeitslosigkeit und aus dequalifizierten Beschäftigungen zu holen.“ Das Projekt FEM ist mit 496.000 Euro budgetiert, die Hälfte davon wird aus dem Europäischen Sozialfonds abgerufen. „Ein großes Dankeschön an die VHS! Durch die FEM-Initiative konnten beinahe 250.000 Euro an EU-Mitteln nach Kärnten geholt werden“, so Schaar.

Frauen werden am Arbeitsmarkt vorverurteilt

Im Rahmen des FEM-Projektes wurden der Ist-Zustand und regionale Gegebenheiten im Rahmen einer „Studie zur Gleichstellung in Kärnten“ erhoben. Die Studie legt offen, welchen massiven, strukturellen Benachteiligungen Frauen bei ihrer Teilhabe am Berufsleben nach wie vor ausgesetzt sind. „Frauen werden in jedem Fall – ob mit oder ohne Kinder – am Arbeitsmarkt vorverurteilt“, heißt es in der Studie der IFA Steiermark, die durch den Projektträger VHS Kärnten mit der Durchführung beauftragt wurde.

Mehr Partizipation

Langfristige Initiativen seien gefragt. Maßnahmen wie etwa der „Papa-Monat“ führen nur kurzfristig zum Erfolg und zu graduellen Verbesserungen. Gegensteuerungsansätze, um mehr Chancengerechtigkeit zwischen den Geschlechtern zu erreichen, erstrecken sich von infrastrukturellen Maßnahmen über Sensibilisierungs- und Bewusstseinsarbeit bis hin zu gezielten Förderprogrammen. Es gehe vor allem um den Ausbau leistbarer, flexibler – sowohl öffentlicher als auch betrieblicher – Kinderbetreuung. Es geht um mehr Partizipation in jeglicher Hinsicht (Arbeit, Ausbildung, gesellschaftliches Leben etc.) sowie um gesellschaftspolitische Antworten wie bessere Entlohnung, familienfreundlichere Arbeitszeiten und Rahmenbedingungen, bessere/höhere Anrechnung von Kinderbetreuungszeiten wie auch ein Grundeinkommen für Benachteiligte.

„Durch den stetigen Ausbau und die Verbesserung der Kinderbildung und -betreuung bietet das Land Kärnten Familien die Möglichkeit, dass beide Elternteile berufstätig sein können und sich Frauen nicht zwischen Familie und Beruf entscheiden müssen.“ (Peter Kaiser)

Zentral: Kinderbetreuung

Viele Handlungsfelder, die sich aus der Studie ergeben, werden vom Land Kärnten bereits abgedeckt. „Mein Ziel ist es, Kärnten zur kinder- und familienfreundlichsten Region Europas zu machen und mich so für mehr Chancengerechtigkeit zwischen den Geschlechtern einzusetzen. Wenn es um die Gleichstellung von Männern und Frauen und die Teilhabe von Frauen am Berufsleben geht, spielen vor allem Kinderbildungs- und -betreuungseinrichtungen eine zentrale Rolle. Durch den stetigen Ausbau und die Verbesserung der Kinderbildung und -betreuung bietet das Land Kärnten Familien die Möglichkeit, dass beide Elternteile berufstätig sein können und sich Frauen nicht zwischen Familie und Beruf entscheiden müssen“, beschreibt Bildungsreferent Kaiser das Ziel, zu dessen Erreichung in der Bildungsabteilung zahlreiche Maßnahmen gesetzt werden – vom Kärntner Kinderstipendium bis hin zum neuen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz, das sich derzeit in Ausarbeitung befindet.

„Bei den Instrumenten des Territorialen Beschäftigungspaktes fordern Land und AMS einen entsprechend hohen Frauenanteil zur Sicherung von Gleichstellungsanforderungen.“ (Gaby Schaunig & Peter Wedenig)

Handlungsbedarf nach wie vor gegeben

„Chancengleichheit am Arbeitsmarkt herzustellen, ist ein zentrales Ziel von AMS Kärnten und Land Kärnten. In diesem Sinne setzen wir – beispielsweise im Rahmen des Territorialen Beschäftigungspaktes – gemeinsam Akzente, um die geschlechtsspezifische Schieflage zu verbessern. Wir haben in der Vergangenheit verschiedene Maßnahmen initiiert und werden unsere gemeinsamen Bemühungen in diesem Bereich in Zukunft noch weiter verstärken; weil die Datenlage hier nach wie vor einen großen Handlungsbedarf aufzeigt“, erklären Arbeitsmarktreferentin LHStv.in Gaby Schaunig und AMS Kärnten-Geschäftsführer Peter Wedenig. Kernelemente am Weg zu mehr Chancengleichheit am Arbeitsmarkt sind u.a. das AMS-FiT-Programm (FiT: „Frauen in Handwerk und Technik“), die von Land Kärnten und AMS Kärnten finanzierte Zielgruppenstiftung für Frauen oder die BBOK (Berufs- und Bildungsorientierung Kärnten). Bei den Instrumenten des Territorialen Beschäftigungspaktes fordern Land und AMS einen entsprechend hohen Frauenanteil zur Sicherung von Gleichstellungsanforderungen. Darüber hinaus setzt das Land Kärnten im Rahmen der Arbeitnehmerförderung auf einen erhöhten Förderquotienten bei beruflichen Weiterbildungskosten für Wiedereinsteigerinnen und -einsteiger.

„Mit ,Girls go Technik‘ und dem ,Girls‘ Day‘ setzen wir bei Berufsorientierung so früh wie möglich an, um Rollenbilder aufzubrechen.“ (Sara Schaar)

Frauenbildungsfonds bis „Girls go Technik“

Frauen-Referentin Sara Schaar kann beispielhaft für viele weitere Initiativen, welche im Frauen-Referat angesiedelt sind, drei wesentliche Maßnahmen nennen: „Ein zentrales Förderinstrument ist der Frauenbildungsfonds für Weiterbildungsmaßnahmen, um Frauen – z. B. nach der Karenz – beim Wiedereinstieg ins Berufsleben zu unterstützen.“ Weiters nennt Schaar das VHS-Projekt „Von Frauen für Frauen“, welches kostenlose Workshops und Coachings zu unterschiedlichen Themen (Achtsamkeit, Selbstbewusstsein etc.) bietet. „Mit ,Girls go Technik‘ und dem ,Girls‘ Day‘ setzen wir bei Berufsorientierung so früh wie möglich an, um Rollenbilder aufzubrechen. Bei Mädchen kommen technische und handwerkliche Fähigkeiten im Volksschulalter zum Vorschein, verschwinden dann aber wieder, wenn man sie nicht fördert. Alleine mit dem ,Girls‘ Day‘ haben wir dieses Jahr fast 400 Volksschülerinnen erreicht“, bemerkt Schaar.

„Strategisch ist es erforderlich, Gleichstellung und Chancengleichheit als Querschnittmaterie in allen regionalen und lokalen Wirtschafts- und Entwicklungsgremien zu forcieren.“ (Peter Stoppacher)

Betriebe in der Verantwortung

„Auch wenn es unterschiedliche individuelle Hilfen für benachteiligte Frauen gibt und diese auch ausgebaut werden – von der passenden Kinderbetreuung über die Berufsberatung und Weiterbildungsmöglichkeiten bis zu Einstiegshilfen in eine Arbeit – so ist es zusätzlich wichtig, die vielen Betriebe, die zudem oft über Arbeitskräftemangel klagen, nicht aus ihrer Verantwortung zu entlassen und sie dabei zu unterstützen und zu begleiten, auch Personen, die nicht immer ihren idealen Vorstellungen entsprechen, eine Chance zu geben. Das heißt, auch auf Bedarfe möglicher Arbeitnehmerinnen flexibler einzugehen, insgesamt familienfreundlichere Arbeitsplätze und Arbeitszeiten anzubieten und auch nicht so hoch qualifizierten Beschäftigten Wertschätzung in jeglicher Form entgegenzubringen. Strategisch ist es erforderlich, Gleichstellung und Chancengleichheit als Querschnittmaterie in allen regionalen und lokalen Wirtschafts- und Entwicklungsgremien zu forcieren“, bemerkt Studienautor Peter Stoppacher.

Appell: Angebote annehmen!

„Die Studie zeigt, dass auf dem Weg zu echter Gleichstellung noch viele Schritte zu gehen sind. Das Land Kärnten unterstützt Frauen in seinem Wirkungsbereich jedenfalls, wo immer es möglich ist, unbürokratisch und schnell. Nehmen Sie die Angebote auch in Anspruch“, so Kaiser und Schaar abschließend.
Weiterführende Informationen:
·      Projekt „FEM – Frauen entfalten Möglichkeiten“: 050 477 7021, v.kump@vhsktn.at; www.vhsktn.at