Equal Pay Day 2022: Regionale Unterschiede bei Einkommensnachteil

Der Einkommensnachteil ist in den Kärntner Bezirken unterschiedlich ausgeprägt. - Fotohinweis/Grafik: Land Kärnten

„Die Einkommensschere schließt sich nach wie vor zu langsam. Immer noch übernehmen Frauen Studien zufolge zwei Drittel der unbezahlten Arbeit, kümmern sich großteils um Kinder, pflegebedürftige Angehörige und den Haushalt. Wir müssen als Gesellschaft weg von diesen traditionellen Rollenvorstellungen hin zu einer fairen Aufteilung bezahlter und unbezahlter Arbeit und zu einer Bewertung der Leistung von unbezahlter Arbeit“,

zeigt Frauen-Landesrätin Sara Schaar anlässlich des Equal Pay Day auf. Dieser fällt heuer in Kärnten auf den 30. Oktober, ab diesem Tag arbeiten Frauen statistisch gesehen gratis – 63 Tage lang. Der Gender Pay Gap, der den geschlechtsspezifischen Einkommensunterschied anzeigt, liegt bei 17 Prozent, die Lücke hat sich damit im Vergleich zu 2021 um rund 1,5 Prozentpunkte verringert.

Kärnten im Mittelfeld

Im Österreich-Vergleich liegt Kärnten ziemlich genau im Mittelfeld, auch österreichweit fällt der Equal Pay Day heuer auf den 30. Oktober, der Einkommensunterschied liegt bei 17,1 Prozent, was ebenfalls eine Verbesserung um rund 1,5 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr darstellt. Am geringsten ist der Einkommensnachteil für Frauen in Wien mit 12 Prozent, am größten ist er in Vorarlberg mit 24,7 Prozent. Die Verkleinerung der Einkommensschere ist auch durch einen „Krisen-Effekt“ zu erklären: Als Berechnungsgrundlage dienen die Einkommenszahlen aus dem Pandemiejahr 2020, in dem jene Frauen, die ihre ganzjährigen Vollzeitstellen behalten konnten, eher zu jenen zählten, die gut verdienten, während die Vollzeit-beschäftigen Männer, wo ein geringerer Beschäftigungsrückgang zu verzeichnen war, durch Kurzarbeit auf Überstunden verzichten mussten.

Regionale Unterschiede

Sieht man sich die Kärntner Bezirke an, zeigen sich deutliche regionale Unterschiede, was den geschlechtsspezifischen Einkommensunterschied betrifft. Den niedrigsten Wert weist Klagenfurt Stadt mit 12 Prozent auf, Spittal an der Drau hat mit 25,1 Prozent den schlechtesten Wert. Ein klares Stadt-Land-Gefälle lässt sich dennoch nicht erkennen, denn Hermagor liegt mit 15,2 Prozent an zweitbester Stelle hinter Klagenfurt, während der Einkommensunterschied in Villach Stadt mit 19,4 Prozent unter dem Kärnten-Durchschnitt liegt.

Gründe für die Einkommensschere

Die Gründe für die nach wie vor klaffende Einkommensschere sind vielfältig: Betreuungspflichten sind leichter vereinbar mit einer Teilzeit-Beschäftigung, weiblich dominierte Branchen wie Pflege, Kinderbetreuung oder Einzelhandel werden tendenziell schlechter bezahlt als männlich dominierte, etwa technische Sparten und es fehlt nach wie vor an Lohntransparenz. All diese Faktoren schlagen sich wiederum auf die Höhe der Alterspension nieder und können zu Altersarmut führen. In Kärnten könnten Statistik Austria zufolge ca. 13.000 Frauen über 65 Jahren von Altersarmut betroffen sein. Das wäre in etwa ein Fünftel der weiblichen Bevölkerung in dieser Altersgruppe, allerdings unterliegt diese Statistik einer großen Schwankungsbreite.  

Gleichstellung ist Schlüsselthema und Problemlösung

Landesfrauenbeauftragte Martina Gabriel betont:

„Die vielen Krisen, die uns derzeit beschäftigen, bergen die Gefahr, dass das Thema Gleichstellung in den Hintergrund gerät. Dabei ist Gleichstellung Schlüsselthema und Problemlösung: Aufgrund von Rahmenbedingungen, die eher hemmen als fördern, liegt in Zeiten von Arbeitskräftemangel ein Potenzial an Arbeitnehmerinnen und damit an Wirtschafts- und Innovationskraft brach. Wenn wir Frauen fördern und stärken, stärken wir unsere Wirtschaft und Gesellschaft.“

Lösungsansätze

Landesrätin Schaar sieht folgende Lösungsansätze, die vor allem Maßnahmen auf Bundesebene voraussetzen:

„Wir brauchen flächendeckende Kinderbetreuung mit entsprechenden Öffnungszeiten, ausreichend Pflegeplätze für Angehörige und eine bessere Anrechnung von Betreuungszeiten. Außerdem höhere Löhne für Branchen in denen vorwiegend Frauen arbeiten sowie Lohntransparenz und gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit, etwa durch ein Lohntransparenzgesetz nach dem Vorbild Islands. Und nicht zuletzt eine Sensibilisierung für Rollenklischees und eine Stärkung der Selbstbehauptung von Frauen.“

Kostenlose Online-Workshops

Das Referat für Frauen und Gleichstellung hat hierzu ganzjährige Angebote geschaffen. Anlässlich des Equal Pay Day werden derzeit die kostenlosen Online-Workshops „Finanzielle Zukunft ohne Lücken“ unter der Leitung von Unternehmens- und Steuerberaterin Ingrid Gritschacher angeboten. In der Region Oberkärnten (Gender Pay Gap: 25,1 Prozent) wurden zur Stärkung der Gleichstellung seit 2021 mit dem ESF-Projekt „step_UP“ und der Entwicklung des „Handlungsleitfadens Zukunftswerkstatt Oberkärnten“ als Pilotprojekt zwei Gleichstellungsprojekte umgesetzt.